Generiert mit Dall-E via MS Copilot am 25.02.2024

Schein und Sein - Licht ändert unser Bild

Wie wir unsere Wahrnehmung täuschen - bewusst oder unbewusst

Einfach beeinflussbar

Unsere Welt basiert auf unserer Wahrnehmung. Auf dem, was ich höre, sehe, rieche, schmecke oder taste. Die Wahrnehmung der Menschen beeinflussen wir vielfach. Ich betrachte das alles, was ich erfassen kann, als Angebot, auch die Medien und Inhalte des Internets. Es ist meine Verantwortung, bewusst zu wählen, was ich in mein Bild der Welt aufnehme. Wir sind die Schöpfer unserer individuellen Welt und verantwortlich dafür, wie wir diese und die anderer beeinflussen. Ob ich mir und anderen Gutes tue, oder ihnen schade. 

Damit ich wählen kann, brauche ich Bewusstsein über die Möglichkeiten, mit denen meine Wahrnehmung manipuliert werden kann. Von einem Beispiel erzählt dieser Artikel.

Wissentliche gezielte Beeinflussung

Als Fotograf konzentriere ich mich auf das Schaffen mit Licht, Schatten und Farbe. Einige bezeichnen es als Malen mit Licht und Schatten, übersetzen den Begriff der Fotografie so. 

In der Fotografie mit und von Menschen begleite ich aktuell eine Frau mittleren Alters in ihrem Wunsch, den Verlauf ihrer Erkrankung in Bildern zu dokumentieren. Ich halte die Veränderung ihres Körpers in Bildern fest, die jedes Detail zeigen.

Wir hatten kürzlich ein weiteres Shooting, das mich lange nachdenken lies und zu dieser Geschichte führte: Meine Klientin hatte den Wunsch, Bilder von sich zu erhalten, in denen die Krankheit nicht in den Vordergrund tritt. Sie wäre zwar da, aber nicht so prominent zu sehen. 

Wir unterhielten uns anhand schon gemachter Fotos über geeignete Kleidung, Posen und wie die Bilder aussehen könnten, um zu gefallen. Es entstand ein Konzept, das meiner Klientin gefiel, an das wir uns nur iterativ annähern würden. Wir arbeiteten agil und erreichten das Ergebnis in mehreren Schleifen. Aus dem jeweiligen Resultat lernten wir und diskutierten offen, was ihr gefiel und was wir ändern wollten.

Dass Licht draußen oder im Studio eine starke Wirkung entfalten kann und Dinge komplett anders auf uns wirken, die wir sehen, fällt nur dem geübten Auge im Vorbeigehen auf. Meistens merken wir die Unterschiede nicht, sind abgelenkt und mit unserer Aufmerksamkeit woanders. Die Unterschiede wirken subtil, unterschwellig. Ein Konzept, das jedes Werbebild oder Plakat nutzt. 

Bewusst wird uns der Effekt nur, wenn wir innehalten und uns eine Situation genau anschauen. Oder ein Bild den Moment einfriert, bis wir ihn uns anschauen können. Beides haben wir uns in dem Shooting zu Nutze gemacht, um ein Moment zu schaffen, in dem meine Klientin sich schön fühlt.

Ich erkläre das Spiel mit Licht und Schatten vielleicht besser an einem Beispiel. Die folgenden drei Bilder zeigen jeweils den gleichen Ausschnitt in unterschiedlichem Licht im Fotostudio.

In den drei Ausschnitten ist die Pose und das genutzte Setup an Licht immer gleichgeblieben. Die einzige Änderung liegt in der Intensität des Lichts. In der Lichtmenge der einzelnen Leuchten. Ansonsten wurden die Ausschnitte nicht verändert oder nachbearbeitet.

Die Wirkung gezielter bewusster Beeinflussung

Der Unterschied, in dem die Schatten flacher werden und damit die Krankheit weicher erscheinen lassen, ist verblüffend, nicht? Faszinierend, dass etwas mehr Licht oder etwas weniger Licht unser Auge so stark beeinflusst? Dass wir damit die Welt ganz anders wahrnehmen?

Im Shooting haben wir mit den Lichtern und der Stärke so lange experimentiert, bis meine Klientin in jeder Pose mit dem Ergebnis sehr zufrieden war. Sie hat sich selbst im Bild ganz anders wahrgenommen. „Personen,“ so erzählte sie, „die sich die Bilder anschauen, glauben nicht, dass das immer meine Haut ist, dass ich das bin.“ 

Bewusstmachen und Bewusstsein

Diese Geschichte bestätigt mir, dass ich als Fotograf Macht habe. Ich kann Menschen mit meinen Bildern unterstützen oder das Gegenteil bewirken. Die handwerkliche Fähigkeit, Licht und Schatten zu steuern, befähigt mich dazu. Meine Verantwortung ist nun, zu entscheiden, wie ich diese Fähigkeit nutze.

Die Verantwortung wirkt in zwei Richtungen. Zunächst fördere ich oder belaste ich das Model mit Bildern. Wenn meine Klientin in diesem Beispiel oder allgemein formuliert meine Kunden sich im Bild sehen und schön fühlen, wirkt das positiv. Meine eigene Welt verändere ich gleichzeitig durch die Bilder, indem ich Rückmeldungen hervorrufe, die mir gut tun oder auch nicht.

In der Arbeit mit meinen Klienten stimme ich das Ergebnis vorher ab, auf das wir dann gemeinsam hinarbeiten. Einen Moment festzuhalten, der schöne Empfindungen weckt. 

Es tut mir gut, Momente in Schönheit zu schaffen, die meine Kunden erfreuen. Das ist meine Mission nicht zuerst des Geldes wegen. Dass meine Kunden bereitwilliger mein Honorar bezahlen und mich auch wiederholt beauftragen, wenn sie mit der Arbeit zufrieden sind, ist freilich zusätzliche Motivation.

Die Geschichte mit meiner Klientin verdeutlicht mir auch, dass es um Teamarbeit geht, weil das Bild nur entsteht, wenn wir zusammenarbeiten. Themen wie Vertrauen, sich öffnen können und auch sich führen lassen sind in der Fotografie genauso wichtig für das Gelingen, wie in Unternehmen und – allgemein geschrieben – überall, wo Menschen gemeinsam etwas erreichen wollen.

Meine Klientin und ich haben in dem Shooting die individuelle Verantwortung wahrgenommen und Fotos produziert, die eine Welt ein wenig verbessert haben. Durch gezieltes Beeinflussen der Wahrnehmung.

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